Körperpsychotherapie oder auch körperorientierte Psychotherapie arbeitet mit Psyche (Seele) und Körper. Der Körper ist dabei eher Soma, d.h. der von innen erfahrene Körper. Es geht um Ihre innere physische Wahrnehmung und Erfahrung, weniger um das, was man messend von außen untersucht, etwa in der allopathischen Medizin.

Manche dieser Ansätze betrachten die körperliche Berührung als zentrales Element, andere arbeiten ohne Berührung, wieder andere mit schauspielerischen Ausdruck (z.B. Psychodrama). Gerda Boyesen propagiert in ihrem Theoriegebäude eine Vielfalt von Methoden zur Begleitung und detaillierten Einbeziehung von körperlichen Reaktion in den therapeutischen Prozess, das Wort Biodynamik bringt ihre Grundaufassung zum Ausdruck, dass es um die unterstützende Begleitung von Leben als einem natürlichen in der Tiefe heilsamen Prozess geht.

Vorbemerkungen:

Die Vielzahl und Unterschiede von Körperpsychotherapien ist ähnlich der Vielfalt von Psychotherapierichtungen. Einen gewissen Überblick verschaffen uns auch hier Dachorganisationen.

Die EABP, European Association for Bodypsychotherapie hat sich als Dachverband der Körperpsychotherapie-Methoden in Europa etabliert, sie setzt sich für begriffliche und ethische Standards ein. Sie erkennt explizit 16 verschiedene Ausbildungsmethoden an.

Sie wurde 1989 gegründet, infolge gründete sich auch eine US-amerikanische Dachorganisation. Mitgliedschaften sind an Ausbildungsstandards, einschlägige psychotherapeutische Selbsterfahrung und Ausbildung gebunden, dort kann man sich kundig machen.

Geschichte und Hintergrund

Als Körperpsychotherapie oder auch körperorientierte Psychotherapie werden eine Vielzahl unterschiedlicher Psychotherapie-Methoden bezeichnet. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie psychische und auch körperliche Dimensionen gleichermaßen als Aspekte menschlichen Erlebens behandeln. Als Beginn der ( westlichen) Körperpsychotherapie kann man eine Auseinandersetzung zwischen Sigmund Freud mit seinem Schüler Wilhelm Reich sehen. W. Reich war in den Anfängen der Psychoanalyse für die praktischen Ausbildung aller Analytiker der psychoanalytischen Ausbildung unter Leitung von S. Freud zuständig. Die Auseinandersetzung entstand letztlich durch Freuds bestehen auf seiner reinen "Redekur", seine Ablehnung und Zurückweisung von Reichs Entdeckung und Verfechten von einem körperlichen Zugang zur Psychoanalyse.

Reich gilt daher als Begründer der (westlichen) Körperpsychotherapie. Er schuf die Vegethotherapie, der seine Idee zugrunde liegt, dass körperliche Anspannungen der Ausdruck unterdrückter Gefühle sind, und das dass, was er Körperpanzer nannte, durch Druck (und - besonders kontrovers - orgiastisches Erleben in der Sexualität) gelöst und damit emotionale Befreiung ausgelöst werden kann. Das also eine bestimmte Art reiner Körperarbeit psychoanalytisch wirksam ist und unbewusste Konflikte löst.

Diese Auseinandersetzung führte schließlich zu Reichs Ausschluss aus dem psychotherapeutischen Mainstream, und der Internationalen psychoanalytischen Gesellschaft. Das begründete leider für viele Jahre eine Marginalisierung von den Körperpsychotherapeutischen Ansätzen innerhalb der Mainstream Psychotherapie, in der vor allem klassische Psychoanalyse und Verhaltenstherapie dominierten. Vielleicht hat dazu auch weiter beigetragen, dass sich die Körperpsychotherapie um charismatische, manchmal nicht unproblematische Personen, wie auch Wilhelm Reich selbst, formierte.

Ab ca. 1990 entsteht eine Renaissance der Körperpsychotherapie innerhalb des Mainstreams durch ein wachsendes Interesse an Verkörperung, auch in der Psychoanalyse. Dort vor allem durch die Bindungs- und Säuglingsforschung (Daniel Stern). Der amerikanische Psychoanalytiker Joseph Lichtenberg hat hier zu einer radikalen Veränderung der therapeutischen Mitmenschlichkeit in vielen psychoanalytischen Richtungen beigetragen. Berührung und berührt werden außerhalb einer sexualisierten Begegnung und Interpretation wurde erst jetzt als wesentlicher Bestandteil gesunder Entwicklung wirklich auch als sehr fruchtbares therapeutisches Instrument sichtbar.

Gerda Boyesen hat so viele Jahre davor einen eingenen körperpsychotherapeutischen Weg gelehrt, angeregt durch ihre persönliche Erfahrungen mit der Methode von Wilhelm Reich. Sie hat für eine Anerkennung der Körperpsychotherapie auf vielerlei Weise durch Theorie, Therapie und Lehrtätigkeit weltweit gekämpft. Ihr großer Beitrag ist, dass Körperpsychotherapie auch jenseits den Vorstellungen von Körperpanzern, Charakterpanzerungen und Fixierung auf sexualisierte Begegnungen möglich ist. In Einklang mit jetzt modernen buddhistischen Grundwerten geht es in der biodynamischen Arbeit von Beginn an um Mitgefühl und Befreiung von Leid durch Wissen, kluge Mitmenschlichkeit und Achtsamkeit in der therapeutischen Beziehung.